BAUBAP
Bauteil - Beanspruchung - Auswertungs - Programm

Das Auswertungsprogramm BAUBAP ist ein Programm zur Off-Line-Auswertung von Temperatur- und Druckmeßdaten hochbeanspruchter Dampferzeugerbauteile.

Die aktuelle Programmversion 2.0 von BAUBAP befindet sich seit geraumer Zeit an einem Kraftwerk der Volkswagen AG im Einsatz. Das dort installierte Programm ist zusammen mit den anlagenspezifischen Rahmenbedingungen vom TÜV-Nord abgenommen. Für den Einsatz in diesem speziellen Kraftwerk läuft BAUBAP unter einer grafischen Benutzeroberfläche für WINDOWS-NT. Diese Oberfläche läßt sich jedoch auch mit relativ geringen Änderungsaufwand unter den Betriebssystemen Windows 3.x, Windows 95, Windows 98 , Unix und Linux einsetzen. Für das Betriebssystem DOS existiert eine eigenständige Oberfläche. Damit ist BAUBAP auf einer Vielzahl von Betriebsystemen einsetzbar.

Ein Bild der Benutzeroberfläche von BAUBAP

Programmbeschreibung

BAUBAP errechnet aus Temperatur- und Druckmeßdaten die Bauteilbeanspruchungen aus der Betriebsbelastung und den thermischen Belastungen durch Lastwechsels des Dampferzeugers. Aus diesen Beanspruchungen werden die Bauteilerschöpfungszuwächse an Lastwechselerschöpfung und Zeitstandserschöpfung ermittelt und zu der vorangegangenen Lebensdauererschöpfung addiert. Parallel dazu wird zu jedem Bauteil eine Beanspruchungsstatistik erstellt. Die Berechnungsverfahren sind durch die technischen Regel für Dampfkessel (TRD) vorgegeben und mit BAUBAP programmtechnisch umgesetzt worden.

Für die einzelnen Berechnungsaufgaben sind folgende Regeln maßgebend :

- TRD 301 Anlage 1 für die Berechnung der Wechselbeanspruchung durch schwellenden Innendruck bzw. durch kombinierte Innendruck- und Temperaturänderungen.
- TRD 303 Anlage 1 für die Berechnung vun Kugelschalen mit Ausschnitten gegen Dehnungswechselbeanspruchung der Lochränder innen.
- TRD 508 Anlage 1 für die Berechnung der Erschöpfungen an Lebensdauer aus Zeitstands- und Wechselbeanspruchung.

Darüberhinaus sind folgende Vereinbarungen der VGB ( Vereinigung der Großkraftwerksbetriebe ), der VdTÜV ( Vereinigung der Technischen Überwachnungsvereine ) und des FDBR ( Fachverband Dampfkessel, Behälter- und Rohrleitungsbau ) berücksichtigt :

- Vereinbarung 1/87 Verfahren zur Zählung von Lastwechseln aus beliebigen Last-Über-Zeit-Verläufen.
- Vereinbarung 3/87 Rechenprogramme für die Ermittlung des rechnerischen Erschöpfungsgrades druckführender Bauteile gemäß TRD 508

Berechnungen

Von BAUBAP können unterschiedliche Kombinationen an Temperaturmeßdaten mit dem Innendruck berücksichtigt werden. Aus den Temperaturmeßdaten werden die Temperatur an der Innenfaser, die mittlere Wandtemperatur und die Wandtemperaturdifferenz bestimmt, soweit sie nicht unmittelbar als Meßdaten vorliegen.
Die mittlere Wandtemperatur stellt zusammen mit einem Zuschlag für Temperaturschieflagen und Meßunsicherheiten die Betriebstemperatur des Bauteils dar.
Aus den Druckdaten werden zusammen mit der Bauteilgeometrie die Druckspannungen berechnet. Wenn die Betriebstemperatur über der Fließgrenze des Bauteilwerkstoffes liegt, wird mit der Druckspannung und der Betriebstemperatur die um 20% verringerte Zeitstandsfestigkeitszeit bestimmt. Diese liefert mit der Zeit des Meßzyklus den Zuwachs an Zeitstandserschöpfung, der auf die Erschöpfung aus Zeitstandsbeanspruchung und auf die Gesamterschöpfung der Bauteillebensdauer aufsummiert wird. Die Meßzykluszeit wird gleichzeitig in der entsprechenden Klasse der Zeitstandsbeanspruchungsstatistik aufsummiert.
Aus der Wandtemperaturdifferenz, der Formzahl für Wärmespannungen und temperaturabhängigen Werkstoffwerten, welche auf Basis der Innenfasertemperatur ermittelt werden, wird die thermische Lochrandspannung berechnet. Die thermische Lochrandspannung bildet zusammen mit der mechanischen Lochrandspannung aus Druck, Geometriedaten und Formzahlen die Gesamtlochrandspannung.
Der Verlauf der Gesamtlochrandspannung wird über der Zeit verfolgt und lastwechselrelevante Extremwerte herausgefiltert.
Die Überprüfung auf Lastwechselrelevanz erfolgt nach dem Dauerfestigkeitskriterium der Spannungschwingbreite für 106 Lastwechseln bei der maßgeblichen Temperatur. Diese wird mit der zuvor berechneten Spannungsschwingbreite verglichen.
Die Lastwechselzählung wird mit einem modifizierten Rain-Flow-Verfahren durchgeführt. Bei Erkennung einer Spannungsschwingbreite die zur Erschöpfung durch Lastwechselbeanspruchung beiträgt wird die Anrißlastwechselzahl berechnet und der damit verbundene Zuwachs an Erschöpfung zur Erschöpfung aus Lastwechselbeanspruchung und zur Gesamterschöpfung addiert. Dieser Zuwachs wird gemäß des Spannungsverlaufes fortlaufend korregiert.
Gleichzeitig erfolgt die Überprüfung auf Schließung einer Spannungshystereseschleife. Ist eine Hystereseschleife geschlossen und die Anzahl der Extremwerte in der Extremwertfolge übersteigt zwei, liegt ein vollständiger Lastwechsel vor. Der Lastwechsel wird dann in der entsprechenden Klasse der Lastwechselbeanspruchungsstatistik aufsummiert und der momentane Erschöpfungszuwachs entsprechend korregiert. Falls lediglich zwei Extrema in der Extremwertfolge vorliegen, erfolgt eine Restextremwertfolgenbewertung in Höhe eines halben Lastwechsel und dessen Aufsummation in der Lastwechselbeanspruchungsstatistik.

Ausgaben

Nach Abarbeitung der gesamten Meßdatenfolge werden für jedes Bauteil folgende Daten in einer Ergebnissammeldatei abgelegt :
- Die Erschöpfung aus Lastwechseln
- Die Erschöpfung aus Zeitstandsbeanspruchung
- Die Gesamterschöpfung
- Die Statistik der Zeitstandsbeanspruchungen
- Die Statistik der Lastwechselbeanspruchungen
- Die Gesamtauswertungszeit
- Die Fehlzeiten wegen Meßstellenstörungen und Meßstellenausfällen
- Die Restextremwertfolge
- Die drei größten Lastwechsel im Auswertungszeitraum
- Alle Lastwechsel im Auswertungszeitraum deren Spannungsschwingbreite 1000 N/mm² übersteigt.

Diese Daten werden dem Programm bei folgenden Auswertungsrechnungen als Beanspruchungsvorgeschichte wieder zur Verfügung gestellt. (Optional)

Auf Anforderung erstellt BAUBAP eine Ausgabedatei der obigen Daten mit einigen Bauteilinformationen. Die Ausgabedatei kann anschließend seperat ausgedruckt werden.

Für Detailuntersuchungen kann für ein einzelnes Bauteil eine seperate Auswertungsrechnung vorgenommen werden. Hierbei wird anstelle der Aktualisierung der Ergebnissammeldatei eine andere Datei erstellt. Diese enthält folgende Daten :

- Verlauf der Wandtemperaturdifferenz
- Verlauf der Gesamtlochrandspannung
- Verlauf der thermischen Lochrandspannung
- Verlauf der Druckspannung
- Verlauf des Zuwachses an Erschöpfung aus Zeitstandsbeanspruchung
- Verlauf des Zuwachses an Erschöpfung aus Lastwechselbeanspruchung
- Verlauf des Zuwachses der Bauteillebensdauer-Gesamterschöpfung
- Die Folge der lastwechselrelevanten Extremwerte
- Die aktuelle Anzahl an gespeicherten Extremwerten

Die Ergebnissammeldatei mit der Beanspruchungsvorgeschichte bleibt dabei unverändert.


Für weiter Informationen und eine erste Kontaktaufnahme stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung!


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